Nach dem Ende eines Jahres befassen wir uns im Team mit den GameNotifyAwards und erinnern uns an alle Spiele, die uns in den vergangenen zwölf Monaten begleitet haben. Schon da bemerken wie immer wieder, wie schwierig es ist, sich bei der Masse an Spielen für das, natürlich nur für sich persönlich, beste Spiel des Jahres zu entscheiden. Nun stehen wir vor der Aufgabe die fünf größten Spiele der letzten zehn Jahre zu küren, und schwieriger hätte mir eine Aufgabe auch nicht fallen können. Ob manche Titel nun ein rundum perfektes Erlebnis abliefern, in manchen Aspekten Mängel aufzeigen und in anderen brillieren, für die Neuerfindung eines Genres verantwortlich sind oder einem einfach nur am Herzen liegen – dies sind alles valide Kriterien, die jeder von uns unterschiedlich stark gewichtet, weswegen auch unsere Auswahl ein weites Spektrum an Spielen abdecken darf.
Portal 2
Der zweite Puzzle-Plattformer aus dem Hause Valve, die sich mit einem überraschendem VR-Comeback aus ewiger Abstinenz zurück meldeten, erschien 2011 und lässt einen erneut in die Rolle der stummen Heldin Chell schlüpfen. Als einfache Testperson des Aperture Science – Forschungslabors wird man wieder von der ikonischen KI GlaDOS durch Testräume gejagt. Euer einziges Tool zur Bewältigung ist dabei die Portal-Gun, mit der ihr teils recht anspruchsvolle und gut gestaltete Rätsel lösen müsst. Erstmals neu im Nachfolger sind neben die Einführung des Roboters Wheatley auch der Multiplayer mit den Robotern Atlas und P-Body. Portal konnte schon im ersten Teil durch seinen Humor, seine Rätsel und die Geschichte erzeugen. Selten schafft es ein so simples Spiel soviel Sympathie, aber auch Antipathie in mir für eine künstliche Intelligenz zu wecken. Valve hat mit Portal nicht nur ein absolutes Kultspiel erschaffen, die Source Engine sorgt zudem noch für eine einfache Mod-Integration, die in Kombination mit einer aktiven und kreativen Community für einen unerschöpflichen Wiederspielwert sorgt.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Mit dem zum Spiel des Jahres 2017 gekrönten Breath of the Wild hat Nintendo nicht nur das gemacht, was sie am besten können, sondern sind noch einen Schritt weiter gegangen. Wie zu erwarten bietet der letzte Zelda-Ableger für die Nintendo Switch die typisch hohe Qualität einer Nintendo IP, bricht dabei jedoch mit allem was man erwartet. Nintendo fasst nicht nur Fuß im modernen, eigentlich fast schon standardmäßigen Open-World Genre, sondern revolutioniert dieses auch noch. Ganz nach dem Motto „Alles was du siehst, kannst du auch entdecken“ bietet Breath of the Wild nicht nur eine offene Spielwiese, sondern lässt einen auch, mit Ausnahme der Einstiegsphase, alle großen Wegpunkte überspringen und euch direkt gegen Ganon antreten. Besonders anzusprechen ist, dass Nintendo hierbei erstmalig von ihrer eigenen Formel abweicht, und das bei einer ihrer größten Spielereihen. Während einige frühere Elemente auf der Strecke bleiben, was bei vielen Fans sicherlich bitter aufgestoßen ist, sind die neuen Gameplay-Mechaniken wieder unfassbar poliert und bieten eine ungeahnte Tiefe, der erst beim längeren Eintauchen im Spiel wirklich ersichtlich wären.
The Walking Dead
Episodenspiele gab es schon immer mal wieder. Auch Telltale Games, die zuvor schon Namen wie „Jurassic Park“ oder „Zurück in die Zukunft“ als Lizenzspiel bringen durften, waren bereits ein bekannter Name. Trotzdem kam der richtig große Durchbruch, zumindest im medialen Mainstream, mit der Adaptierung des zu der Zeit unfassbar beliebten The Walking Dead-Franchises. Gerade die erste Staffel, die für mich hier auch im Vordergrund stand, konnte mich schon schnell mehr begeistern als die eigentliche Serie. Spätestens nach dem Ende der letzten Episode war klar, dass auch Videospiele in Episodenform funktionieren und genauso fesseln können, wie eine richtige TV Serie. Der größte Kritikpunkt, neben der schon damals überholten Technik, sind gerade bei diesem Genre die kleinen Entscheidungsmöglichkeiten, die zum Ende hin zwar einzelne Episoden beeinflussten, aber nichts am eigentlichen Geschehen geändert haben. Dennoch war es eine schöne Erfahrung den Charakter Lee mit seinen Entscheidungen eine tiefere Persönlichkeit zu geben, auch wenn das unfassbar emotionale Ende dann nur noch herzzerreißender wurde.
Red Dead Redemption
Auch wenn man die gerechte Kritik gegenüber den Arbeitsbedingungen nicht aus den Augen verliert, kann man nicht verleugnen, dass die Spiele aus dem Hause Rockstar immer eine untypisch hohe Qualität abliefern. Während die meiner Meinung nach nicht ganz so fehlerfreien Titel der letzten Jahre sicherlich ihre daseinsberechtigung in jeder Top-List haben, ist es für mich der erste Teil von Red Dead Redemption, der in den letzten 10 Jahren am meisten überzeugen konnte. Nach einer grundsätzlichen Müdigkeit meinerseits, die sich mit jeden neuen Grand Theft Auto-Titel breit machte und dem Fehlen eines richtigen Canis Canem Edit Nachfolgers, versuchte sich Rockstar Games erneut im Wilden Westen und setzte die GTA-Formel dieses Mal etwas anders um. Anders als bei Red Dead Revolver, hatte man hier die bis dato gewohnte Qualität, interessante Charaktere und eine tolle Geschichte mit epischem Ende. Auch damals wurde Red Dead Redemption schon für seine Inszenierung und der musikalischen Untermalung gelobt, so dass noch bis heute der Übergang nach Mexiko als einer der größten Videospiel-Momente aufgelistet wird. Nicht umsonst war das Spiel das erste Medium was es geschafft hat, mich für das Genre des Western zu begeistern. Rockstar ging damals jedoch noch einen Schritt weiter und brachte mit Undead Nightmare eine der ikonischten (und leider auch letzten) Erweiterungen raus. Erneut konnte man durch die Prärie reiten, traf dieses Mal aber nicht auf Schurken und Trunkenbolde, sondern auf Untote. Man hatte das erste mal ein großes Zombie-DLC, noch bevor Zombies überhaupt zur eierlegenden Wollmilchsau wurden und man vom Medium übersättigt wurde. Red Dead Redemption ist für mich bis heute noch einer der wichtigsten Rockstar Titel. Der unfassbar geniale Epilog des zweiten Teils ist eine erneute Bestätigung, wie wichtig der Charakter John Marston für uns geworden ist.
Dark Souls
Das dieses Spiel in meiner Liste auftaucht, sollte niemanden überraschen. Auch wenn ich in den Jahren, mit Ausnahme von Sekiro, welches mein Spiel des Jahres 2019 geworden ist, nicht immer zu 100% zufrieden mit den Soulsborn-Titel war, hege ich blindes Vertrauen in die Spiele die unter der Aufsicht von Hidetaka Miyazaki erscheinen und warte sehnsüchtig auf weitere Infos zu Elden Ring. Auch hoffe ich jedes Jahr auf die Bestätigung, dass ein Demon’s Souls Remake oder Remaster endlich bestätigt wird. Die Soulsborn Spiele, die von vielen nur als „die schwierigen Spiele“ abgestempelt werden, sind aber nicht umsonst die für mich wichtigsten Spiele der letzten zehn Jahre. Alles fing an mit Demon’s Souls, welches tatsächlich irgendwann einfach nur als „das bock schwere Spiel aus Japan“ im Westen bekannt wurde und auch von Kritikern nicht sonderlich positiv aufgenommen wurde. Während Demon’s Souls jedoch schon einen Platz in meinem Herzen gewinnen konnte, war zumindest der Unmut noch nachvollziehbarer. Das Spiel war nämlich um einiges konsequenter und hat Fehler viel härter Bestraft, dafür aber auch gutes Spielen belohnt. Seid ihr unter gewissen Umständen im Spiel gestorben, hattet ihr nicht, wie es mittlerweile der Fall ist, die einfache Chance es nochmal zu probieren. Die Spielmechanik der Weltentendenz, die Souls-Typisch nie aktiv erklärt wird, erschwert euch das Spiel nämlich bis zu einem gewissen Grad mit jedem weiteren Tod (in menschlicher Form). Wollt ihr das verhindern, müsst ihr auf einen großen Teil eurer Lebenspunkte verzichten. Abseits vom variablen Schwierigkeitsgrad, der natürlich mit ein paar Tricks ausgehebelt werden konnte, gab es auch eine dynamische Spielwelt, die sich mit euren Fortschritten, oder auch Fehltritten leicht verändert hat. In Retrospektive ist es also gar nicht verwunderlich, dass man sich entschieden hat, das Spiel mit einer kostenlosen Spielhilfe im westlichen Markt zu verkaufen. 2009 erschien nicht nur das erste Soulsborn, sondern der Grundstein eines komplett neuen Genres, dem Souls-Like.
Dark Souls, welches einige der harten Spielelemente verlor, aber immer noch als Herausforderung galt, kam nur ein Jahr später bei uns raus und entzündete dann endgültig die große Flamme in meinem Herzen, die noch heute für die Spielereihe brennt. Man verließ das Konzept einer Hub-World, wie man sie unter anderem von Bloodborne kennt, und offenbarte dem Spieler eine offene Welt, dessen Design noch heute ungeschlagen bleibt. Die verschiedenen Areale, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind alle miteinander auf so unscheinbarer weise verwoben, dass man bei jeder Entdeckung einer Abkürzung kurz innehalten muss. Das Gameplay und die Spielmechaniken, sind denen von Demons Souls zwar ähnlich, wirken aber viel mehr wie in einem Rollenspiel und können im ersten Moment sogar erschlagend wirken. Auch wenn man hier einige Anpassungen gemacht hat, die teilweise vieles erleichtern, gibt es jede menge Attribute, die abhängig von eurer Spielweise auch komplett unnötig sein können, sowie unzählige Waffen die für einen Wiederspielwert sorgen, der bis heute anhält. Auch die teilweise unerklärten Spielmechaniken, wie zum Beispiel die Bündnisse, bringen weitere Elemente und Möglichkeiten einen einmaligen Spieldurchlauf zu haben. Dark Souls hat keine Story – ist eine Behauptung, die man leider viel zu oft hört. Dark Souls hat nicht nur eine Story, nein, Dark Souls hat mehrere Geschichten, die auf eine unkonventionelle Art erzählt werden. Natürlich haben wir die große Geschichte des namenlosen Untoten, der im Kampf gegen den Wahnsinn und auf der Suche nach Menschlichkeit seinen Weg beschreitet um entweder das Zeitalter des Feuers zu beschützen oder das der Dunkleheit einzuläutern, wobei man hier nicht einfach von Gut und Böse reden darf. Durch Dialoge mit NPCs, die alle ihre eigene Reise verfolgen, dem studieren von Gegenständen oder durch die Beobachtung der Welt werden einem zudem noch weitere Geschichten zugetragen, die im ersten Moment übersehen werden können. Mit dem „Artorias of the Abyss“-DLC, welches 2012 erschienen ist, wurden der Lore zudem weitere Tiefe gegeben und sorgte bei mir mit nur einer veränderten Cutscene für eine der emotionalsten Erzählungen im Souls-Universum. Noch heute tauche ich einmal im Jahr in die Welt von Lordran ein und trotz der zahlreichen und auch verdienten Erfolge mit den letzten Ablegern, gilt Dark Souls 1 immer noch als der Videospiel-Meilenstein, der bis heute ungeschlagen bleibt.
Honorable Mention: Die Yakuza-Reihe
Auch wenn es für viele noch absolute Nischen-Titel sind, gehört die Yakuza-Reihe, die in den letzten Jahren auch endlich hierzulande an Bekanntheit gewonnen hat, zu meiner lieblings-Spielereihe schlechthin. Jeder einzelne Titel schafft den Balanceakt zwischen absoluten wahnsinn, packende Action und ernster Story. Wer auch nur ein kleines Interesse an eine vielleicht nicht große, dafür aber prall gefüllte Welt mit japanischem Charme hat, der wird auch Kamurocho sein Zuhause nennen können. Die modernen Remakes der ersten Titel, so wie die aktuell erscheinende HD-Collection für die PS4 macht einem den Einstieg übrigens so leicht wie noch nie. Spannend wird das nächste Jahr übrigens ebenfalls, denn dort wird auch Yakuza erstmals die erfolgreiche Formel beiseite legen und sich an ein strategisches Kampfsystem wagen.