Schon vor Release hat Star Wars Battlefront 2 ein hochskeptisches Publikum vor sich. Der erste Teil war eines der enttäuschendsten Spiele dieses Jahres, nicht nur wegen seines lächerlich banalen Gameplays, sondern dem Mass an Inhalt den Entwickler DICE darin ablieferte. Der Inhalt des ersten Battlefronts lässt sich gut mit einem Knochengerüst vergleichen, bei dem man höchstens mit den kostenpflichtigen DLCs auf ein fast gesundes Mass an Inhalt und Abwechslung kam.
Schon von vornherein verspricht Publisher EA hier nachzubessern: Von kostenlosen zusätzlichen Karten, Helden, und Story ist die Rede. Der Season- Pass wird abgeschafft, dafür sollen Mikrotransaktionen nun diese kostenlosen Inhalte finanzieren. Eines der grössten Probleme des ersten Teils scheint gelöst und das Publikum nicht mehr ganz so pessimistisch. Selbst die Pay-To-Win Kritik, die nach der Beta laut wurde, würde laut EA behandelt werden, eine hoch beworbene Kampagne steht ebenfalls an. Schafft Star Wars Battlefront 2 die Rückkehr aus dem Verderben seines Vorgängers?
Die Geschichte, die nichts erzählt
Man muss hierbei Battlefront 2 zweifach betrachten, nämlich wie die Kampagne gestaltet ist und wie sich der Multiplayer schlägt, da diese in ihrem Anspruch grundverschieden sein sollten. Das Star Wars Universum bietet eine solche Tiefe und Breite gleichzeitig, dass man eigentlich jede Art von Geschichte darin erzählen könnte. Der Konjunktiv ist hier auch Hinweis genug, denn diese Möglichkeit wird in keinster Weise ausgenutzt. Die Geschichte rund um Iden Versio und ihr Inferno Squad besitzt keinerlei Anspruch irgendwohin zu führen, an wichtige Ereignisse anzuschliessen, oder das Universum zu erweitern. Stattdessen werden sehr flache Charaktere präsentiert, die in einem viel zu schnellen Erzählfluss, bei dem sogar essenziellen Szenen zu fehlen scheinen, von den Imperialen zu den Rebellen wechseln und von einer Schlacht in die nächste geworfen werden. Die Figuren des Inferno Squad sind dabei zwar in der englischen Sprachausgabe hervorragend gespielt und die Missionen atemberaubend inszeniert, jedoch lenkt dies nur minimal davon ab, dass die Geschichte lediglich die Maps des Multiplayers abzuarbeiten scheint, ohne wirklich einen plausiblen Roten Faden zu beinhalten, der dies rechtfertigen würde. Das ist insbesondere schade, weil an manchen Stellen spannende Ideen zur Geschichte des Zerfalls des Imperiums auftauchen, die aber sofort wieder für explosive Inszenierung und lustige Dialoge weggeworfen werden. Der vorhin erwähnte Anspruch der sich zwischen Multiplayer und Story unterscheiden sollte ist hier schlicht nicht vorhanden. Man bietet dem Spieler eigentlich in beiden Bereichen dasselbe, was eine grosse verpasste Chance für den Singleplayer von Star Wars Battlefront 2 ist.
Die Geschichte von Iden Versio wird zudem regelmässig mit Missionen unterbrochen in denen man kontextlos vom Inferno Squad entfernt wird, um einen der ikonischen Star Wars Helden zu spielen. Diese Missionen schaden dem Erzählfluss und dem ohnehin schon unerträglich platten Charakter von Iden Versio und Co. nur noch mehr.
Die Geschichte von Star Wars Battlefront 2 wirkt wie ein faul geschriebenes Zusammenhängsel von grossen Schlachten auf den Karten, die ohnehin für den Multiplayer entworfen wurden. Das Inferno Squad zeigt durch tolle Dialoge, aber doch manchmal ein wenig Potenzial interessante Figuren zu beinhalten, erhält jedoch viel zu wenig Zuwendung und verwelkt im brausenden Sturm seiner Inszenierung.
Toller Multiplayer überschattet von Müll
Nach einer belanglosen Reise von ungefähr sechs Stunden im Singleplayer, bleibt der eigentliche Kern des Spiels. Der Multiplayer von Star Wars Battlefront 2 ist in jeder Hinsicht besser als der seines Vorgängers. Das Gameplay fühlt sich zwar ähnlich an, jedoch wurden fast sämtliche seltsamen Designentscheidungen des Vorgängers getilgt oder verbessert. Die Helden und Vehikel sind Belohnungen für gute Spieler und geben dem Spiel eine gewisse Tiefe. Die Karten sind viel besser konstruiert, sodass es die aus dem ersten Teil bekannten krassen Hotspots, in denen sich viele Spieler häufen, sowie die Camping- fördernden Stellen nicht mehr gibt. Ausserdem sehen die Karten noch besser aus als im Vorgänger und sind mit atemberaubender Liebe zum Detail modelliert. Dies gilt auch für die Spielfiguren. Star Wars Battlefront 2 ist die wohl realistischste Darstellung von Star Wars in einem interaktiven Medium überhaupt. Die Musik ist toll eingesetzt, das Sounddesign DICE-typisch grandios, die Effekte ebenfalls. Mit allen drei Star Wars Äras, die nun dabei sind, ist auch viel Abwechslung geboten. Der Multiplayer ist aber immer noch sehr einfach und banal, besitzt keinerlei taktische Tiefe und erinnert oft an einfaches Moorhuhnschiessen. Doch es macht dabei viel Spass und transferiert die Star Wars Atmosphäre grandios auf den Bildschirm.
Zudem hängt das Versprechen nach noch mehr und kostenlosen Inhalt immer im Hinterkopf und macht die Freude auf dieses Spiel noch grösser.
Jedoch schiesst sich EA mit seinem unvernünftigen und fast schon lächerlichen Mikrotransaktionssystem, das Pay-To-Win unterstützt und dessen Existenz lediglich durch finanzielle Gründe zu erklären ist, ins eigene Bein. Selbst nach erster Reduzierung der Preise für die Helden, und danach folgenden totalen Entfernung des Systems mit Versprechen, es werde nach Überarbeitung zurückkommen, hinterlässt EA seinen Käufern ein ungutes Gefühl zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist es schwer zu beurteilen, wie EA seine Mikrotransaktionen überarbeiten wird. Dennoch lässt es sich einfach sagen, dass dieses System hochschädlich für ein ansonsten gutes Spiel war und ist. Hier wurde eindeutig eine Grenze überschritten.