Mit der Nintendo Switch begann für Nintendo eine völlig neue Ära. Nachdem sie mit der Wii U große Verluste einstecken mussten, entschieden sie sich für einen Neuanfang – sie beendeten die äußerst prägende „Wii“-Ära, um stärker, moderner und klüger in den Markt zurückzukommen. Die Nintendo Switch war damit also Nintendos Hauptfokus und es war klar, dass die Pokémon-Spiele irgendwann auf der Hybrid-Konsole erscheinen würden, was ebenfalls bedeutete, dass Pokémon zum ersten Mal von den kleinen Handhelds auf die Heimkonsolen kommen würde. Und nach Pokémon GOs unglaublichem, weltweiten Erfolg warteten Fans nun gespannt auf den nächsten Ableger. Bleibt Pokémon: Let’s Go, Pikachu! dem originalen Pokémon-Konzept treu, oder schnappt es sich zu viel von seinem mobilen Ableger?
Zurück in Kanto – dort wo alles anfing
In Pokémon: Let’s Go, Pikachu! geht es zum dritten Mal zurück nach Kanto, der Region, wo alles vor nun schon 22 Jahren anfing. Bei eurer Ankunft werdet ihr schnell merken, dass sich eigentlich gar nicht so viel verändert hat. Professor Eich studiert immer noch ausgiebig die Pokémon in seinem Labor in Alabastia, Team Rocket treibt immer noch Unfug in der ganzen Region und die gleichen Arenaleiter warten auf eure Herausforderung. Allerdings ist Pokémon: Let’s Go, Pikachu! kein reines Remake. Das Spiel lässt sich in vielen Aspekten offensichtlich von seinen Vorgängern inspirieren, jedoch gibt es einige Neuerungen, wie zum Beispiel neue Protagonisten, ein neuer Rivale, neue Post-Game Aktivitäten, usw. Die Städte und Gegenden der Kanto-Region wurden aufgehübscht, erweitert und können definitiv mit ihrem Original mithalten. Was die Psuedo-Remakes für mich als Musik-Liebhaber jedoch hervorhebt, ist definitiv der Soundtrack des Spiels. Shota Kageyama, der Verantwortliche für Pokémon: Let’s Go, Pikachus! Soundtrack, hat hier eine herausragende Arbeit geleistet. Durch neue Kompositionen können Städte wie Alabastia und Lavandia neu aufblühen. Lavandias neues Hauptthema bringt durch eine langsame und erdrückende Melodie das mystische und düstere der Stadt heraus, während die Musik in Alabastia beruhigend und frei ist, und uns auf ein brandneues Abenteuer einstimmt. Es gibt viel Abwechslung, die wundervoll eingesetzt wird. Für Spieler, die damals mit der ersten Generation aufgewachsen sind, oder ihre Kindheit neu aufflammen lassen möchten, ist Pokémon: Let’s Go, Pikachu! perfekt. Game Freak bietet hier außerdem auch einen extrem freundlichen und fairen Einstiegspunkt für Fans, die erst mit Pokémon GO in die Serie eingetaucht sind.
Wo wir schon bei Pokémon GO sind…
Pokémon GO war ein Meilenstein für Pokémon und die Pokémon Company. Es war monatelang in aller Munde und hat die ganze Welt bewegt. Danach war es also nur eine Frage der Zeit, bis wir Pokémon GO-Elemente in einem traditionellen Pokémon-Spiel sehen würden, und nun ist es letztendlich passiert. Die wohl größte Änderung wird für viele das Fangen der wilden Pokémon sein. In Pokémon: Let’s Go, Pikachu! kämpft ihr nicht mehr gegen die Pokémon, die ihr in der Wildnis antrefft. Stattdessen werft ihr, wie auch in Pokémon GO, einen Pokéball auf das wilde Pokémon – welches allerdings üblicherweise hektische Bewegungen macht, und nicht einfach im ersten Pokéball bleibt. Für solche Fälle gibt es die Beeren, die ihren ersten Auftritt in Pokémon GO feierten. Es gibt Beeren, die die Pokémon beruhigen, verlangsamen, oder gar einfacher zu fangen machen. Selbst dieses simple System bietet eine nette und unerwartete Tiefe, die manchmal aber leider durch unpräzise Bewegungssteuerung zunichtegemacht wird.
Die klassischen 151 Pokémon… + 20?!
Da wir uns zurück nach Kanto begeben, heißt es auch, dass uns nun weniger Pokémon zur Auswahl stehen. Natürlich könnt ihr die klassischen 151 Pokémon wie Pikachu, Glurak, Arkani, und Mewtu fangen, darüber hinaus könnt ihr aber, durch Tausch mit NPC-Trainern, Alola-Formen von bekannten Pokémon wie Sandan und Mauzi ergattern. Außerdem gibt es im späteren Verlauf des Spiels auch wieder Mega-Steine und den Mega-Armreif, so könnt ihr euch also mit der zerstörerischen Kraft der Mega-Formen austoben. Für Fans, die also schon lange keine Pokémon-Spiele mehr gespielt haben, gibt es auch hier reichlich Neues zu entdecken.
Durch die neue Pokémon GO-Integration dürfen wir ebenfalls das neue Pokémon „Meltan“ und dessen Entwicklung, „Melmetal“, trainieren. Es ist allerdings äußerst Schade, dass man Meltan und Melmetal nur durch Pokémon GO erhalten kann. Solltet ihr ein aktiver Pokémon GO-Spieler sein, oder gewesen sein, könnt ihr im sogenannten „Go-Park“ all eure Pokémon rüberbringen, und diese dann in Pokémon: Let’s Go, Pikachu! benutzen. Meltan kann nur in Pokémon GO gefangen und entwickelt werden, was heißt, dass ihr auch Pokémon GO spielen müsst, wenn ihr einen vollen Pokédex haben wollt.
Der beste Freund des Menschen – euer Pikachu
Anders als in den vorherigen Pokémon-Editionen ist diesmal kein legendäres Pokémon auf dem Cover des Spiels, ganz im Gegenteil. In Pokémon: Let’s Go, Pikachu! wird ein großer Fokus auf die Beziehung zwischen euch, und eurem treuen Pikachu gelegt. Am Anfang fangt ihr euer Pokémon und es wird die ganze Reise lang auf eurer Schulter sitzen und euch in den brenzlichsten Situationen mit einem geschickten Donnerblitz retten können. Aber auch außerhalb der Kämpfe könnt ihr viel mit eurem Pokémon unternehmen. Ihr könnt Pikachus Frisur ändern, ihn streicheln, ihn einkleiden, wie ihr es wollt, und manchmal trefft ihr auf zufällige Zwischensequenzen, die euer Partner-Pokémon lebendig erscheinen lassen. Ihr könnt zusätzlich zu Pikachu noch eines eurer Pokémon frei herumlaufen lassen, manche Pokémon können sogar geritten werden. Was auch ein schönes Detail ist, sind die Größen der Pokémon, da sie zum ersten Mal so groß sind, wie es auch in ihren Pokédex-Einträgen steht.
Für viele war es ein Traum ein Pokémon-Spiel zu bekommen, welches dem Anime nahekommt, und mit Pokémon: Let’s Go, Pikachu! habt ihr hier definitiv einen Kandidaten getroffen. Zumal habt ihr euer eigenes Pikachu, welches genau wie bei Ash auf der Schulter sitzt. Ihr könnt das gemeine Team Rocket Trio, Jessie, James und Mauzi bekämpfen, und könnt Ashs Team komplett nachstellen. Pokémon: Let’s Go, Pikachu! wird einiges an Nostalgie bieten, egal ob Fan des Animes, oder Fan der Spiele.
Ein traditionelles Pokémon-Spiel
Wie auch schon vorher gesagt, ist Pokémon: Let’s Go, Pikachu! ein wirklich traditionelles Pokémon-Spiel. Dazu muss man erstmal klarstellen, dass das keine schlechte Sache ist, aber als erster Ableger auf einer wahren Heimkonsole traut sich Pokémon: Let’s Go, Pikachu! leider viel zu wenig. Man sollte sofort merken, dass es wie auch fast alle anderen Pokémon-Spiele, Grid-based ist. Es ist vor allem nach Sonne und Mond sehr enttäuschend, da Game Freak dort schon versucht hat von der alten Technik abzuweichen. Dennoch muss man erwähnen, dass das Spiel wirklich schön ist, und auch ohne jegliche Frameeinbrüche läuft.
Mit Leuten rund um die Welt spielen wie im Jahre 1996
Für Pokémon waren einfache und gute Online-Modi seit der vierten Generation ein Muss, an dieser Front enttäuscht Pokémon: Let’s Go, Pikachu! am Stärksten. Die Online-Modi funktionieren sogar recht gut, aber daran liegt es nicht. In diesen Spielen müsst ihr vor jedem Tausch oder Kampf einen dreistelligen-Pokémon-Code eingeben. Natürlich könnt ihr immer noch gegen eure Freunde kämpfen, allerdings ist es so auch komplizierter jemanden zum Spielen zu finden. Täusche leiden aber am fatalsten dank dem simplen Online-System. Es gibt keinen Wundetausch mehr und auch kein GTS, was es definitiv schwerer macht, euren Pokédex zu vervollständigen.