From Softwares Dark Souls, welches im Jahre 2011 veröffentlicht wurde, zählt mittlerweile als eines der ikonischsten und bekanntesten Spiele überhaupt. Nicht umsonst wird mittlerweile in vielen Reviews und journalistischen Berichten, so ziemlich jegliches Spiel, das einen erhöhten Schwierigkeitsgrad bietet, mit Dark Souls verglichen. Doch der Eindruck, den das Action-RPG in der Industrie und bei Spielefans hinterlassen hat, hat sich über die Jahre hinweg über den hohen Schwierigkeitsgrad hinausentwickelt. Das Spiel und der Name «Dark Souls» wird mit Qualität assoziiert, mit abwechslungsreichem Gameplay und vager aber facettenreicher Geschichte. Der Vergleich «Spiel X ist das «Dark Souls» des Genres Y» hat die Bedeutung von Herausforderung, aber auch von tollem Gamedesign und tiefgehenden Spielelementen erhalten.
Nun wurde das Remaster dieses unsterblichen Klassikers veröffentlicht und es wird versucht die unvergesslichen Momente des Originals einer neuen Konsolen- und Spielergeneration zu ermöglichen. Diese Review wird sich hauptsächlich mit dem Spiel an sich für Neukäufer beschäftigen, für Wiederkehrer, die es bereits kennen und sich einen erneuten Kauf überlegen, empfiehlt es sich zum letzten Abschnitt zu springen, der sich nur dem Remaster spezifisch widmet.
Von Dunkelheit und Feuer
Die Geschichte von Dark Souls wird eingeleitet von wohl einem der bekanntesten Eröffnungssequenzen aller Zeiten. Es wird gesprochen vom Beginn aller Tage, von Göttern, Drachen und von grossen Schlachten, die die Welt zu dem gemacht haben, was sie heute ist; traurig und zerstört, erfüllt von Tod und Verderben. In diese unheimliche aber unglaublich faszinierende Welt wird der Spieler hineingeworfen, ein kleiner Untoter, der etwas in dieser Welt ausrichten soll. Doch was genau erfährt er vorerst nicht. Selbst ob das Resultat seiner Reise Gutes oder Schlechtes in der Welt bewirken soll, wird offengelassen. Diese ominöse Vagheit ist mittlerweile zu einem symbolischen Element von Dark Souls geworden und löst im Spieler eine unheimliche Faszination aus. Man fürchtet sich vor der Welt und vor dem was einem bevorsteht, aber dennoch dringt man weiter vor, aus eigenem Mut und Überwindungskraft. Dies gibt dem Spieler ein Gefühl von dieser besonderen Furcht und Abenteuer, welches bislang in diesem Masse in keinem anderen Spiel erreicht worden ist.
Die Erzählung der Geschichte beschränkt sich auf hervorragend detailreiches Umgebungsdesign, Weltstruktur und -aufbau, subtilen Dialogen und Itembeschreibungen. Das Spiel füttert den Spieler Happen um Happen mit Andeutungen und Hinweisen, was es mit verschiedenen Figuren oder Orten auf sich haben könnte. Diese Happen sind dabei so perfekt dosiert dass der Spieler stets mehr wissen möchte und dadurch beginnt intensiv über die Geschichte nachzudenken und in seinem Spiel vorangetrieben wird, ohne das Interesse zu verlieren. Im Endeffekt versteckt sich in der Geschichte von Dark Souls etwas für jedermann, falls man die Mühe investiert diese für sich herauszugewinnen; es gibt eine epische und emotional geladene Heldenreise für die eher seichten, lockeren Geschichtengeniesser, und tiefgehende philosophische Fragestellungen und Interpretationsweisen für grundlegend menschliche Themen wie Tod und Leben, Macht und Armut, Gott und Sterblichkeit für Nachdenker. Nicht zuletzt entstehen noch heute Youtube-Videos, die versuchen die vielzähligen Geschichten und Interpretationen aus dem mysteriösen Lordran herauszufiltern. Die Geschichte von Dark Souls, mitsamt all seinen Nebenstorys, ist absolut genial.
Diese Geschichte spielt ebenfalls in einer Welt, die rein vom Leveldesign her, zu einem der komplexesten Spielewelten überhaupt gehört, aber dennoch so herausragend strukturiert ist, dass sie komplett stimmig erscheint. Die vertikale Bauweise der Welt und ihre interne Vernetzung mit Abkürzungen ist ebenfalls, mangels anderer Worte, genial. Sie vermag auch heute noch, nach unzähligen Spielstunden in Staunen zu versetzen. Dass die Welt mit ihrer Struktur und ihrem Aussehen die Geschichte perfekt unterstützt und untermalt, trägt nur zu diesem Staunen bei. Dazu gehören ebenfalls die besonderen Spielmechaniken der Welt, die nahtlos und vollkommen natürlich integriert werden. Hier ist vor allem offensichtlicheres wie das Beschwören anderer in die eigene Welt, das spassige Nachrichtensystem, aber auch versteckteres, wie komplett optionale Levelabschnitte oder Charakterinteraktionen gemeint, die man nach und nach für sich selbst entdecken kann.
And with fire came disparity…
Der Wiederspielwert von Dark Souls ist dank eines tollen Gameplays mit unzähligen verschiedenen Waffen und Rüstungen enorm hoch. Die vielen unterschiedlichen Arten einen Charakter zu bauen und zu spielen, die dadurch ermöglicht werden, ermutigen den Spieler dazu, das Spiel immer und immer wieder zu spielen, um alle möglichen Spielweisen auszuprobieren. Dazu tragen sowohl die normalen Gegner, als auch die hervorragend gestalteten Bossgegner bei. Die Welt scheint unerschöpflich, dass Gameplay mit seinen verschiedenen Spielweisen unheimlich spassig und (mehr oder weniger) gut gebalanced, die kleineren Gegner mit den Orten, an denen sie platziert sind, sind stets herausfordernd selbst beim fünften Durchlauf. Die Bosse sind parallel dazu mit ihren Hintergrundgeschichten, aber auch mit ihren abwechslungsreichen Bewegungssets und Phasen, und ihrer tollen Inszenierung immer wieder ein Katalysator für Gänsehaut und Tränen.
Bis zur Hälfte des Spiels.
Die zweite Hälfte von Dark Souls, fällt in fast allen Belangen an Qualität ab. Die Lore der Orte und Bosse vermag noch mitzuhalten, jedoch wirkt der Aufbau der Unterlevel banaler und schnell hinkonstruiert (Izalith, Tomb of Giants), die Bosse werden unspektakulärer und erreichen teilweise sogar irrsinnig frustrierende Masse (Bed of Chaos sei gegrüsst). Teilweise sind sogar ganze Level nicht fertig geworden, auch nach offizieller Aussage von Director Miyazaki und Entwicklerstudio From Software. Dies hält sich ebenfalls so im Remaster, das die unfertigen Level so belässt. Hier wurde eine grosse Chance verpasst, diese vergleichsweise miese Spielerfahrung wieder auszukorrigieren. Damals sei für diese Level und Bosse kein Budget und keine Produktionszeit mehr übrig geblieben, doch heutzutage, mit dem Kultstatus, den sich Dark Souls erarbeitet hat, wäre das sicherlich möglich gewesen.
Natürlich hält sich das Gemecker hier auf hohem Niveau, das Spiel selbst macht immer noch Spass, die Geschichten sind immer noch hochfaszinierend, selbst die Bosse halten immer noch eine hohe Messlatte an Epik und Emotionen. Allein im Vergleich zur ersten Hälfte merkt man die Schwäche dieses Teils des Spiels.
Der einzige DLC: Artorias of the Abyss hingegen vermag wieder vollkommen zu überzeugen, sowohl in gameplaytechnischer Hinsicht, vor allem aber auch in storytechnischer. Artorias und das Abyss gehörten schon zu den Highlights im Hauptspiel und werden hier emotional nur noch mehr aufgeladen und befriedigend weitererzählt, ohne zu viel der typischen Mysteriösität preiszugeben.
Ernüchterndes Remaster
Dark Souls: Remastered richtet sich eindeutig an eine neue Spielerschaft. Potenzielle Neuzugänger zum Franchise mit der Fortsetzung Dark Souls III und dem spirituellen Nachfolger Bloodborne werden hier ganz klar angesprochen. Das Remaster des Klassikers wird wohl für Wiedergänger, die das Original gespielt haben und hier eine viel bessere, zeitgemässe Version erwarten, eine Enttäuschung sein. Das Spiel sieht zwar doch teilweise merkbar besser aus und läuft auf der PS4 und der Xbox One in 1080p Auflösung und in 60 FPS, von denen es nie runterfällt, und parallel auf der PS4 Pro und der Xbox One X in hochskaliertem 4K, doch rein grafisch merkt man das Alters des Spiels immer noch deutlich. Neben dem Aussehen wurden gewisse Spielelemente verändert, wie zum Beispiel, dass der Multiplayer auf maximal 6 Spieler pro Invasion erhöht wurde, oder dass das Passwort-Matchmaking und die Kampfarena von Dark Souls III eingebaut wurden. Gewisse Gameplayelemente, Funktionsweisen von Items, oder zusätzliche Optionen wurden für ein angenehmeres Spiel angepasst und hinzugefügt. Dennoch fühlen sich diese Änderungen letztendlich doch ein wenig ernüchternd an. Der Preis ist vielleicht doch ein wenig zu hoch angesetzt, für doch solche relativ kleinen Anpassungen, während der Rest des Spiels, mit seinen guten aber auch schlechten Seiten, gleichbleibt.
Hier gilt es erneut zu betonen, dass die Zielgruppe von Dark Souls: Remastered die neuen Spieler des Franchises sind, die das Original auf der alten Konsolengeneration schlicht verpasst haben, oder ihm wegen seines Alters aus dem Weg gegangen sind. Die Ernüchterung und die geringe Anzahl der Veränderungen macht dies aber nicht wieder wett.
Getestet: PC Version (Ein Review Code wurde uns freundlicherweise von Bandai Namco zur Verfügung gestellt)
Finde das Spiel selbst genial und könnte nicht mehr dir zustimmen.
Für das Remaster muss ich sagen, dass es für die PC-Spieler eine Frechheit ist für was zu bezahlen was man mit Mods schon in 2012 verbessert hat.
Jedoch muss ich auch sagen für die Konsolen-Spieler ist es sicherlich eine Verbesserung, da ja keine Mods vorhanden sind. Ich wünschte mir, dass diejenigen die das Spiel schon haben (Plattfom-unabhängig) nur 50% bezahlen müssten und die PC-Spieler das Spiel geschenkt kriegen (wie bei Skyrim imo). Für den Rest den vollen Preis zu verlangen ist gerecht meiner Meinung nach.
Danke für dein Review. Hat Spass gemacht es zu lesen.
Ja man kriegt als Konsolenspieler schon nochmal ordentlich Spielzeit raus und es macht auch immer noch immens Spass die Orte und Bosse in etwas schönerer Form wiederzusehen. Als PC-Spieler hat man leider nur den „wiederbelebten“ Multiplayer als Kaufargument, da es wie du schon gesagt hast vorher die Mods gab, die fast ein gleiches Grafiklevel erreicht haben. Und ich glaube bei vielen PC-Spielern wird der Multiplayer allein nicht ziehen können.
Danke für deinen Kommentar 🙂