Das Genre der Strategiespiele ist in der heutigen Videospielindustrie erfolgreich, aber dennoch lässt sich keine große Vielfalt finden. Die Valkyria Chronicles-Serie brachte aber immer schon ein ziemlich einzigartiges Gameplay mit sich und der neuste Ableger der japanischen Kriegssimulation enttäuscht nicht.
Krieg zwischen den Fronten
Die Geschichte des Spiels ist in Europa angesiedelt – im Zweiten Weltkrieg, um genau zu sein. Der Krieg zwischen der Föderation und dem Imperium ist an seinem Höhepunkt angekommen, und als Kommandant Claude Wallace übernimmt ihr das Kommando über Trupp E, wo einige starke Soldaten bereit sind, alles zu geben. Gleich am Anfang begibt sich Trupp E auf eine selbstmörderische Mission, wo sie zusammen gegen Tausende von Soldaten kämpfen müssen, gefährlichen Bedingungen ausgesetzt sind und die verschiedensten Städte und Gebiete Europas durchqueren müssen. Die Dynamik der Truppe ist fantastisch und viele der Charaktere wachsen einem ans Herz, da sie nicht einfach nur „Soldat Y“ oder „Soldat Z“ sind, sie haben eine Persönlichkeit, Motive, eine Geschichte und Ziele, die sich erreichen wollen. Die Inszenierung ist fabelhaft, und es tut genau deswegen doppelt so weh, wenn man eine Einheit im Geschehen des Krieges verliert. Claude Wallace trifft in Trupp E aber auch einige seiner alten Kindheitsfreunde wie die Scharfschützin Kai und den hitzköpfigen Raz wieder.
Mischung der Genres
Das Gameplay ist eine Mischung aus verschiedenen Genres – es also nur ein Strategiespiel zu nennen wäre unfair. Valkyria Chronicles ist taktische Strategie, Rollenspiel und Third-Person-Shooter vereint. Am Anfang müsst ihr euch entscheiden, welche Soldaten ihr in die Schlacht schickt. Es gibt sechs Klassen: Aufklärer, Stoßtrupp, Lancier, Pionier, Scharfschütze und Grenadier.
Dank der verschiedenen Klassen gibt es viele Möglichkeiten den Krieg anzugehen. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Fokus auf Stoßtruppen und Pioniere legen, so könnt ihr flink sein und die Gegner einen nach dem anderen ausschalten. Natürlich wäre das nicht optimal, es ist aber ein Weg, den ihr einschlagen könnt, hier wird euch volle Kontrolle gegeben. Die Klasse des Grenadiers ist eine Neuerung in Valkyria Chronicles 4, und sie ist fantastisch. Im Gegensatz zu den offensiven, schnellen und wilderen Stoßtruppen sind Grenadiere eher eine versteckte Einheit mit einer gigantischen Reichweite. So können sie ihre Kameraden mit einer gewaltigen Macht von Weiten unterstützen. Aufmerksamkeit ist gewünscht, da sich hinter jeder Ecke Gegner verstecken könnten, die aus dem Hinterhalt fatale Attacken landen könnten. Im Kern des Spiels kommandiert ihr eure Einheiten. Auf einer großen, stilisierten-Karte des Gebiets, in dem ihr euch befindet, könnt ihr auswählen, welche Einheit als Nächstes agieren soll. Habt ihr eine Einheit ausgewählt, könnt ihr diese in Third-Person steuern. Jede Einheit hat eine gewisse Anzahl an Aktionen, die sie in einem Zug ausführen können, und manche Klassen können sogar länger als andere handeln. So müsst ihr euch genau überlegen, was eure Soldaten machen sollen. Mit den Missionen in Valkyria Chronicles 4 ist nicht zu spaßen.
Nach all dem Kämpfen ist eine Pause nötig
Zwischen den großen Missionen könnt ihr euch ins Hauptquartier stürzen und euch mit Nebenaktivitäten die Zeit vertreiben. Ihr könnt eure Truppen auf dem Übungsplatz ausbilden, eure Ausrüstung austauschen oder verbessern, oder einfach mit den anderen Truppenmitgliedern in der Kantine ein wenig Zeit verbringen, was euch nützliche Befehle geben kann. Außerhalb des Hauptquartiers könnt ihr euch noch einzelne Geschichten verschiedener Truppenmitglieder anschauen, oder Erfahrungspunkte in Scharmützeln verdienen. Wenn ihr mögt, könnt ihr Hunderte von Stunden in das Spiel stecken.
Ein (leider) holpriges Abenteuer
Obwohl ich vieles an Valkyria Chronicles 4 geliebt habe, gibt es auch ein paar Störfaktoren. Das Tempo des Spiels wird oftmals holprig, da zwischen den großen Kämpfen einige Zwischensequenzen sind, die besonders am Anfang ziemlich den Fluss des Geschehens stören. Auch die Nebenaktivitäten sind nicht besonders sehenswert. Ich selber habe sie nur ein oder zwei Mal ausprobiert, aber im Endeffekt sind sie leider eher uninteressant.
Wie ein Bilderbuch..
Dank der neuen „CANVAS“-Engine stechen Explosionen, Wiesen und vieles anderes besonders ins Auge. Im Spiel wird die ganze Geschichte aus dem Tagebuch von Claude Wallace wiedererzählt, was die Optik des Spiels mit dem Wasserfarben-artigen Look nochmal schön unterstreicht. Die Musik erzeugt ebenfalls die Atmosphäre und Stimmung, die ein Krieg geben sollte: massiv, gefährlich und düster. Die Entwickler haben in diesem Teil die typischen Anime-Klischees fast komplett ausgelassen, wer sowas also normalerweise nicht mag, ist hier gut aufgehoben. Wir haben ein Muster für die PlayStation 4 bekommen, und dort läuft das Spiel tadellos. Auf der Nintendo Switch habe ich für die Review die Demo angeguckt, und dort scheint es – bis auf kleine Ruckler bei Explosionen – auch gut zu laufen.