Bereits zur Gamescom 2018 haben wir eine kurze Preview zum PlayStation 4-Ableger von Fire Pro Wrestling World veröffentlicht, welcher am 28. September dann endlich auch in Europa erschienen ist. Detaillierte Hintergrundinfos findet ihr im passenden Beitrag dazu. Nun ist der inzwischen 29. Hauptteil der Fire Pro Wrestling-Reihe, welche mittlerweile von Spike Chunsoft entwickelt wird, eine Weile draußen und wir haben ihn uns für euch angeschaut.
Grafik ist eben nicht alles
Im Gegensatz zum großen Gegenstück von 2K setzt die Fire Pro Wrestling-Reihe seither auf einen eher minimalistischen Grafikstil. Man verzichtet auf „fotorealistisches“ Aussehen, aufwendiges Motion Capturing für Animationen und eine realitätsnahe Engine. Aus diesem Grund wirkt das Spiel gerade für Einsteiger eher abschreckend und simpel gestaltet. Doch gibt man dem Spiel etwas Zeit merkt man schnell, dass das Spiel mehr als nur einfache Charakter-Sprites und steife Animationen bietet. Tatsächlich ist die Stärke des Spiels, dass man unzähligen Anpassungsmöglichkeiten hat, die bei den vielen verschiedenen Matcharten starten und bis zur Charaktererstellung reichen.
Ob ein normaler Kampf oder eine Auseinandersetzung im Käfig , ihr könnt jede Matchart weiter spezifizieren, einen Titel aufs Spiel setzen, den Ringrichter auswählen, entscheiden welche Hintergrundmusik läuft und habt noch viele weitere Einstellungen zur Verfügung. Im Rahmen des Story Modus, der Fighting Road, könnt ihr auch euren eigenen Superstar kreieren. Hier habt ihr eine wirklich vielschichtige Auswahl an Möglichkeiten, diesen zu personalisieren. Sowohl beim Design als auch bei dem Moveset, welches ihr mit hinterlegten Soundfiles aufwerten könnt. Ihr könnt euch zum Beispiel einen Wrestler mit Bärenkopf kreieren, der bei bestimmten Angriffen ein lautes Gebrüll von sich gibt. Wie stark dieser Editor ist, der euch übrigens auch Arenen oder eigene Titel erstellen lässt, erkennt ihr spätestens mit dem FPWW-Net. Im offiziellen Netzwerk könnt ihr eigene Kreationen hochladen oder die von anderen Spielern runterladen. Hier lassen sich nahezu alle bekannten Namen aus allen Wrestling-Divisionen finden, welche detailgetreu nachgebaut wurden. Das stockt das auf dem ersten Blick eintönige Charakterroster, welches hauptsächlich Superstars aus dem Land der aufgehenden Sonne enthält, mächtig auf. Natürlich können aus Lizenzgründen keine originalen Audiofiles genutzt werden, dies fällt jedoch kaum negativ auf, da die Einmärsche grundsätzlich sehr einfach gehalten sind.
Das perfekte Timing und die Fighting Road
Im Ring stehen euch schwache, mittlere und starke Angriffe zur Verfügung. Normale Schläge und Tritte richtig zu treffen ist dabei schon eine Kunst, da eure Position zum Gegner auf den Zentimeter genau stimmen muss und die Steuerung eures Spielers sich genau so Retro anfühlt, wie es aussieht. Lauft ihr auf den Gegner zu, beginnt ihr ihn zu greifen und habt nun die Möglichkeit mit den verschiedenen Angriffen und einer beliebigen Richtungstaste unterschiedliche Moves auszuführen. Hierbei ist das Timing essenziell, denn solltet ihr auch nur eine halbe Sekunde zu früh oder zu spät drücken, liegt ihr auf dem Boden. Das kann besonders anfangs frustrierend sein, jedoch könnt ihr die grundlegendsten Moves im Missionsmodus ausgiebig trainieren. Dort könnt ihr auch verschiedene Herausforderungen annehmen und die Steuerung langsam aber sicher meistern.
In der Fighting Road könnt ihr mit eurem erstellten Wrestler eine vorgeschriebene Geschichte erleben, trifft auf bekannte Gesichter der japanischen Wrestlingwelt und könnt euer nun gelerntes Können unter Beweis stellen. Um im späteren Verlauf voranzuschreiten, müsst ihr auch hier die Matches auf verschiedenste Weise gewinnen. Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad im Vorfeld zwar anpassen, das gute Timing solltet ihr beim Aufeinandertreffen dennoch besitzen.
Charmant mit wenig Aussetzern
Fire Pro Wrestling World mit dem zu Beginn genannten Konkurrenten zu vergleichen wäre unfair, da das Spiel bewusst das Retrofeeling transportiert und nicht erst auf Realismus setzen möchte. So kann man dem Spiel natürlich nicht groß ankreiden, dass es keine cineastische Präsentationen von Moves oder Einmärschen hat. Die Sprites der Charaktere wirken für ihre einfache Art dennoch sehr detailliert und man erkennt trotz klobigem Design immer, wen man spielt. Das eingeschränkte, aber doch fordernde Kampfsystem ist charmant und macht Spaß, dennoch fehlt hier wiederum die Inszenierung, die dem Match die extra Tiefe verleiht. Spannend bleibt es dennoch und wenn man sich erstmal hineingefuchst hat, vergeht auch ein 15-Minuten Match wie im Flug.
Online kann man wohl über diverse Bugs lesen, die beim Test jedoch nicht auftraten. Chunsoft veröffentlichte auch bereits einen Patch, der vieles behoben haben soll. Das einzige, was wirklich negativ auffiel und bisher auch nicht verbessert wurde, sind die Probleme der Fighting Road. Die Story wird euch in Form von Beschreibungstexten und Dialogen erzählt, die teilweise unfassbar langsam im Spiel erscheinen. Manche Texte erscheinen dabei in einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit auf dem Bildschirm, während ihr bei anderen Texten mehrere Sekunden warten müsst, bevor ihr überhaupt den ersten Buchstaben eines Wortes lesen könnt. Ihr könnt die Geschwindigkeit des Textes per Tastendruck auch beschleunigen, dies kann aber dazu führen, dass ihr den nächsten Text überspringt. Zwar könnt ihr euch den gesamten Text immer anzeigen lassen, dies sollte jedoch keine Lösung sein. Interessant ist, dass dieses Problem in der amerikanischen Version nicht auftritt, obwohl beide Versionen inhaltlich und von der Lokalisierung her gleich sind.
Mit dem PlayStation 4 Port von Fire Pro Wrestling World hat man, sollte der zuvor genannte Bug behoben werden, eine etwas andere, aber dennoch spaßige und charmante Wrestling Erfahrung für die Heimkonsole. Das eigene Netzwerk sorgt für unglaublich viel Abwechslung und ist sogar von anderen Endgeräten stets über das PlayStation Netzwerk aufrufbar.