Mit Mario Tennis Aces erscheint das nächste, in der mittlerweile massiven Anzahl an Mario-Spin-offs. Die Tennisspiele spezifisch, haben seit ihrem ersten Ableger Mario’s Tennis, der 1995 für den Virtual Boy erschien, eine Achterbahnfahrt an Rezeption durchgemacht. Die letzteren Teile für die Wii U und davor noch für den 3DS und die Wii wurden nur sehr verhalten aufgenommen und gelten qualitativ als eher mittelmässig. Dem Release dieses Ablegers ging bereits eine mehr oder weniger erfolgreiche Online-Testphase voraus, die bei vielen Spielern einigen Grund zur Sorge bereitete. Während das Spiel selbst eine höchst positive Aufnahme fand, waren die Qualitäten der Online-Verbindungen, teils inakzeptabel schlecht.
Nun versucht Mario mit seinem siebten Auftritt im Rückschlagsport von seinem Tief zurückzukehren und das spassige Tennisprinzip auf seine neueste Konsole zu bringen.
Achterbahnfahrten im Abenteuer-Modus
Das bislang unbekannteste Element zur Veröffentlichung von Mario Tennis Aces, welches nicht in der Testphase spielbar war, war der Abenteuer-Modus. Dieser ist ein Story-Modus und spielt sich genauso ab, wie man das von den meisten Mario Spielen erwartet: Die Geschichte ist sehr zweckmässig und eher als sehr dünner roter Faden konstruiert, der versucht die ganzen verschiedenen Levels narrativ miteinander zu verbinden oder ihr Dasein zu legitimieren. Die allseits bekannte Antagonistenjagd durch verschiedene Weltkonzepte, wie Dschungel, Eis, Strand etc., findet hier wieder Verwendung, ohne wirklich zu überraschen. Diese klischierte, narrative Struktur hier lässt aber auch so gewissen Charme vermissen, den man doch hin und wieder in den Mario Spinoffs finden konnte und wirkt in diesem Ableger in kürzester Zeit hineingeschrieben. Für die meisten Spieler wird diese Kritik bei solchen Spielen natürlich nicht gross von Belang sein, erwähnen sollte man sie jedoch trotzdem, schlicht weil wir wissen, dass es auch anders geht.
Die Präsentation des Abenteuer-Modus beschränkt sich dabei ebenfalls auf ein Minimum. Bei Auswahl der Levels ploppen links und rechts am Bildschirmrand Figuren auf, deren sehr irrelevante Gespräche mithilfe von Textboxen vermittelt werden. Sehr selten wird mal eine schöne CG-Zwischensequenz hineingeworfen, die zwar erzählerisch und stiltechnisch völlig deplatziert wirken, aber dennoch sehr sauber und lebendig aussehen. Dies gilt auch rein äusserlich für die verschiedenen Tennisplätze hier im Story-Modus, in denen sich die Level verorten, denn die sehen doch sehr hübsch und charmant aus. Abgesehen davon bewegt man sich zwischen den Leveln auf einer Oberwelt ganz im Stil von anderen Mario-Spielen. Doch ob diese Oberwelt wirklich notwendig gewesen wäre, ist ebenfalls fragwürdig.
Die Qualität des Abenteuer-Modus bessert sich dem gegenüber in spielerischen Aspekten stark, besitzt aber dennoch immer wieder kleinere Probleme, die nicht hätten sein müssen. Nintendos immenses Kreativitätspotenzial schimmert immer wieder in den Levels hindurch und ermöglicht spassige, wenn auch kurzweilige Tennisvariationen. Es wird auf faszinierende Weise mit dem Prinzip von diesem Rückschlagsport experimentiert, vor allem auch bei den teils grossartigen Bosskämpfen. Jedoch zieht sich das Pacing der Levels teilweise und gelegentlich gibt es Level, die in ihrer Mechanik sehr banal und einfach scheinen. Wiederum seltener existieren Levels, die wie pure Filler wirken und weder gameplaytechnisch noch narrativ irgendwelchen Mehrwert bieten. Rein für den Spielfluss des Story-Modus hätte man diese Level einfach weglassen können, denn sie lösen bei jeder Begegnung höchstens Augenrollen aus.
Atemloser Tennisspass
Wo Mario Tennis Aces wirklich glänzt, ist im Gameplay an sich. Ob allein, gegen Freunde oder im Online-Modus, das Tennisspiel hier fühlt sich höchst befriedigend und eindrücklich an. Die verschiedenen Schuss- und Bewegungsmechaniken vertiefen das Spielgefühl ungemein und ermöglich dem Spieler ein großartiges Gefühl bei richtiger Ausführung. Jeder Punkt versprüht ein Gefühl von Euphorie, vor allem wenn er von einem sehr knappen, langen Schlagabtausch stammt. Die Steuerung ist dabei meistens intuitiv und präzise, die verschiedenen Spielfiguren in ihren Klassen fühlen sich immer sehr eigen an. Das Beeindruckende an den Mechaniken ist aber, dass Nintendo hier eine tolle Balance gefunden hat. Keine Bewegungs- oder Schussformen, weder spezielle wie der Zone-Shot, noch normale wie Top-Spin, der flache Schuss, der Lob etc., fühlen sich zu stark oder zu schwach an. Das Spiel fordert Timing und schnelle Reaktion und belohnt auch die Spieler, die sich darin verbessern. All diese Elemente heben Mario Tennis Aces auch in langzeitiger Sicht in hohe Ebenen. Sich mit dem Spiel auseinanderzusetzen, das Timing und die Art und Weise, wie die Elemente funktionieren zu lernen, wird belohnt, wodurch die Motivation immer wieder eine Runde zu spielen, massiv erhöht wird. Dies alles gilt genauso auch für die Bewegungssteuerung, obwohl diese natürlich die gelegentlichen Ungenauigkeiten mitbringt, die bei dieser Art Steuerung normal sind.
Nintendo beabsichtigt die vorhin angesprochene Langzeitmotivation auch weiter zu fördern. Bereits bis September sind monatlich neue Charaktere geplant und weitere Formen von Events von Seiten Nintendos versprochen.
Passable Technik und Präsentation
Technisch hält sich Mario Tennis Aces allgemein, genauso wie sein Abenteuer-Modus, im zweckmässigen Bereich. Die Texturqualität lässt an manchen Stellen zu wünschen übrig, die Präsentation generell, also abseits von der Story-Präsentation, mit Musik, Zwischensequenzen und weiteren atmosphärischen Animationen ist eher simpel gehalten. Das Spiel läuft jedoch konstant in 60 Frames, wobei sich die Effekte am Ball und auf dem Feld selbst positiv vom Rest abheben und teilweise sehr hübsch aussehen.
Der grösste Triumph von Seiten Nintendos ist hier aber, dass sie die grösste Krankheit der Online-Testphase kuriert haben. Die Verbindungsqualität im Online-Modus ist erstaunlich gut, nur selten merkt man irgendwelchen Lag. Man scheint hier auch ein neues Prüfsystem eingeführt zu haben, der die Qualität der Verbindung zum Gegner erst kontrolliert, bevor das Match gestartet wird. Und dies funktioniert sehr gut. Dieses eigentlich grosse Problem wurde sehr sauber gelöst.