Videospiele und Serien sind zwei sehr unterschiedliche Arten von Unterhaltung, beide mit ihren eigenen Stärken und auch Schwächen. Beide haben selbstverständlich auch ihre Daseinsberechtigung, weil sie Dinge machen, die in anderen Formen der Unterhaltung nicht möglich wären. Manchmal aber, wenn alle Faktoren übereinstimmen, treffen sich Videospiel und Serie. „Dragon Ball Z: Kakarot“ ist natürlich nicht das erste Spiel, das eine Serie, in dem Fall einen Anime, adaptiert. Zuvor gab es „One Piece“-, „Cowboy Bebop“-, „Attack on Titan“-, und sogar unglaublich viele „Dragon Ball Z“-Spiele. „Dragon Ball Z: Kakarot“ ist aber das erste seiner Art, welches die Grundlage des Originals nimmt, dessen Stärken wundervoll umsetzt, und im Endeffekt den Anime übertrumpft.
Mittlerweile sollte jeder einen groben Überblick haben, um was es in „Dragon Ball Z“ geht. Zusammen mit seinen Freunden kämpft Son-Goku gegen die imposantesten Gegner und Gefahren des Universums. Seien es andere Saiyajin, ein intergalaktischer Herrscher, der unzählige Rassen ausgelöscht hat, oder künstliche Menschen. Son-Goku schreckt sich vor keinem Kampf, er lebt fürs Kämpfen. Diese Prämisse ist, wie man sich vielleicht schon denken könnte, völlig passend für ein Action-RPG, und das beweist Bandai Namco zusammen mit Cyber Connect 2.
Der Dragon Ball-Anime, hier „Dragon Ball Z“, zählt zu den wahrscheinlich ikonischsten und einflussreichsten Geschichten überhaupt. Nicht nur hat Akira Toriyama mit der Serie ein ganzes Genre erschaffen und geprägt, sie ist wahrlich zeitlos und wird selbst heute noch von tausenden Leuten gefeiert. Genau diese Geschichte lässt „Dragon Ball Z: Kakarot“ neu aufblühen.
Cyber Connect 2 hat sich mit dem Gameplay stark an die „Dragon Ball: Xenoverse“-Reihe orientiert. Jeder der also ein bisschen Zeit mit der Reihe verbracht hat, wird sich hier wie zu Hause fühlen. Ihr könnt KI-Energie auf euren Gegner schießen, mit den Schultertasten das Spezialattacken-Menü aufrufen, oder aber euch mit euren Fäusten in den Nahkampf stürzen. Dabei könnt ihr auch andere Charaktere zur Hilfe rufen, die verheerende und zerstörerische Angriffe auf eure Gegner loslassen können. Natürlich gibt es auch die altbekannten und ikonischen Saiyajin-Formen, die sich alle völlig unterschiedlich spielen und mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen kommen. Solltet ihr neue Angriffe lernen wollen, so könnt ihr sie im „Superangriffs-Fähigkeitenbaum“ freischalten und schließlich an einem Trainingsplatz erlernen. All das ist nicht auf Goku limitiert, denn insgesamt gibt es ganze elf individuelle Charaktere. Darunter sind natürlich Fanfavoriten wie Vegeta, Gohan und Android 18, aber auch Chao-Zu, Son-Goten und Yamchu, welche nicht besonders fürs Kämpfen bekannt sind. Mit einer so breiten Masse an Optionen, Angriffen und Kombo-Möglichkeiten profitiert der Spielfluss immens. Man würde sicherlich denken, dass das Spiel nach knapp 20 Stunden sehr repetitiv wird, doch das wird es überraschenderweise nicht. Jeder Kampf ist rasant und erfordert höchste Aufmerksamkeit. Anfangs ist es noch ein bisschen simpel, doch ihr werdet spätestens nach der Namek-Saga merken, dass alle Gegner genauso viele Optionen haben, zusätzlich zu den fünf Lebensanzeigen. So werden und bleiben die Kämpfe des Spiels auch nach der vierzigsten Stunde also noch spannend, auch wenn sie sich manchmal in die Länge ziehen können.
Doch der Aspekt, in dem das Spiel wirklich glänzt, ist wohl alles, was außerhalb der Hauptgeschichte passiert. Zwischen den wichtigen Ereignissen können wir uns die einzelnen Ortschaften und Schauplätze von „Dragon Ball Z“ anschauen und bis ins kleinste Detail erkunden. So könnt ihr einige ikonische Orte wiederfinden, oder aber auch völlig neue Gegenden erforschen. Dabei schmücken Drachen, Roboter und andere Tiere die sonst leere Landschaft. Außerdem gibt es neben der Hauptgeschichte auch eine Vielzahl an Nebengeschichten, die verschiedene Minispiele, Charaktere und Mechaniken einbinden. So zum Beispiel gibt es nach Son-Gokus Rückkehr ein Robo-Walker-Rennen, oder aber ihr besteht zusammen mit Piccolo euren Führerschein. Charaktere wie Yamchu und Puar bekommen durch diese Nebengeschichten eine Tiefe, die ihnen schlichtweg im Anime gefehlt hat. Anders als im Anime hat jeder Ort einen Namen, und einen Sinn. Was in der Saiyajin-Saga wie eine generische Steinlandschaft aussah, gibt „Dragon Ball Z: Kakarot“ der Gizard-Ödnis seinen eigenen Platz in der Welt. Im Original wird nie viel Wert auf die Welt außerhalb der Z-Krieger gelegt, doch hier bekommt man das Gefühl, als wäre es eine lebendige, und sich ständig-weiterentwickelnde Welt.
In der offenen Welt liegt aber auch einer der aufdringlichsten Kritikpunkte. Die Welt ist in sehr, sehr viele unterschiedliche Teile aufgeteilt, womit ihr also unzählige offene Welten habt. Aber mindestens 70% dieser Schauplätze werdet ihr nicht besuchen müssen, da es oftmals keinen wirklichen Grund gibt. Was ihr aber öfter machen müsst, ist zwischen den Orten hin- und herreisen, was aber wegen den Ladebildschirmen unerträglich werden kann. Und wie schon vorher angesprochen, macht es zwar Spaß die Orte zu erkunden, doch merkt man schnell, dass sie wirklich leblos sind. Abgesehen von den „Z-Orbs“, welche überall zufällig in der Luft verteilt sind, findet ihr in den meisten Landschaften die gleichen Gegner und Tiere hervor. Auch die Städte unterscheiden sich nicht wirklich voneinander, da sie auch im Anime einfach nur als Mittel zum Zweck gedient haben.
Allgemein merkt man, dass dem Team hinter „Dragon Ball Z: Kakarot“ kein gigantisches Budget zur Verfügung stand, was im Nachhinein sehr schade ist. Das Spiel ist ein klarer Liebesbrief an das „Dragon Ball“-Franchise, da das Team ganz genau weiß, wie man ein „Dragon Ball“-Spiel macht. Es ist viel immersiver selber zu kämpfen, als sich die Kämpfe im Anime anzuschauen. So haben die Kämpfe einen viel längeren Einfluss und bleiben auch viel länger im Gedächtnis stecken. Die Kämpfe in „Dragon Ball“ werden oft aufs willkürliche Schreien der Charaktere reduziert, doch man kann die Kämpfe viel besser nachvollziehen, wenn man in der Rolle der Charaktere steckt. Klar, das Spiel hat offensichtliche Fehler, die heutzutage eigentlich nicht mehr gang und gäbe, in der Videospielbranche, sind. Doch es ist einfach schön zu sehen, das Cyber Connect, trotz des limitierten Budgets, eine so tolle Adaption erschaffen konnte, die dem Anime in fast jedem Aspekt die Stirn bietet.