Wie aus dem Nichts endet mal wieder ein Jahrzehnt und 2020 steht schon ungeduldig vor der Tür. Und obwohl diese letzten zehn Jahre so rasant vorbeigezogen sind, begleiteten mich auf dem Weg unzählige Videospiele, die mir alle in der ein oder anderen Art geholfen haben. Videospiele und Kunst im Allgemeinen werden von der breiten Masse unterschätzt, gar schon übersehen. Viele sehen sie lediglich als Mittel zu Unterhaltung, was so nicht falsch ist, aber hinter der Fassade des Konsumierens versteckt sich meist noch mehr, ein goldener Kern. Fiktion kann Menschen verändern, nachdenken lassen, ihre Probleme vergessen lassen. Fiktion hat eine Kraft, die unbeschreiblich ist. Meine Spiele der Dekade sind nicht perfekt, dennoch haben sie mich und mein Jahrzehnt in irgendeiner Weise beeinflusst. So sehr, dass ich sie auf diese Liste als essenziell ansehe.
Super Smash Bros. Ultimate
Den Anfang macht Super Smash Bros. Ultimate, der Höhepunkt einer Serie, die mich schon von klein auf begleitet. Als ich vor fast elf Jahren an meinem Geburtstag zum ersten Mal Super Smash Bros. Brawl spielte, war ich zunächst überfordert. Ich als Mario- und Pokémon-Fan kannte natürlich die Üblichen wie Mario, Luigi, Bowser und Pikachu. Trotzdem wusste ich aber nicht, wer Kirby, Snake, Olimar, gar Marth oder Ike waren. Obwohl ich zu all diesen Charakteren keine wirkliche Verbindung hatte, konnte ich nicht das Spiel nicht liegen lassen. Tagelang saß ich mit meiner Wii-Mote vor dem Fernseher und sah gespannt den Zwischensequenzen des Subraum-Emissärs zu. Mit meinem wachsenden Interesse warf ich auch einen Blick auf Reihen, die mir völlig unbekannt waren, sie aber dank Super Smash Bros. kennenlernen durfte. Ohne Super Smash Bros. würde ich jetzt wohl nicht diesen Artikel schreiben.
Und dann kam 2018 Super Smash Bros. Ultimate, ein Spiel, welches wohl der Höhepunkt der Reihe ist. Jeder einzelne Kämpfer der vorherigen Spiele ist zurück, egal ob sie von Nintendo sind oder von ganz anderen Entwicklern. Mario, Sonic, Cloud, Snake, Pikachu, Kirby und fast 70 andere ikonische Videospielcharaktere sind alle in diesem einen Spiel. Als Fan und passionierter Verfolger der Videospielindustrie wirkt all das natürlich surreal und wie ein Traum, doch es ist völlig real. Das alles ist nur dank dem Producer der Reihe, Masahiro Sakurai, überhaupt möglich. Ohne einen so passionierten Producer, der diese Industrie genauso sehr liebt wie wir alle, könnte eine solche Zelebrierung unseres Hobbys nie wirklich entstehen. Super Smash Bros. Ultimate bringt zwischen den zahlreichen Charakteren, Musikstücken und Stages auch Gameplay, welches das beste der vorherigen Spiele vereint. Für Casuals bleibt es zugänglich, während denen, die sich tiefgehender damit beschäftigen wollen, einige neue Mechaniken gebietet werden. Zusätzlich gibt es eine Handvoll Spielmodi und einen gut funktionierenden Online-Modus.
Auf dieser Liste ist Super Smash Bros. Ultimate wohl der subjektivste meiner Titel. Als jahrelanger Super Smash Bros.-Fan, der dem Franchise einen Großteil seines jetzigen Lebens verdankt, war es unausweichlich. Dank diesem Franchise wurde meine Liebe zur Videospielindustrie entfacht. Ich lernte einige Freunde kennen, entdeckte wahrhafte Vorbilder, die mich mein Leben lang begleiten werden. Super Smash Bros. Ultimate ist ein schönes Sinnbild dieser jahrelangen Entwicklung und meines Hobbys. Jeder neue DLC-Kämpfer vergrößert diese Feier des Gamings und ich bin froh ein Teil davon zu sein.
Persona 4 Golden
Auf dieser Liste hat kein anderes Spiel mich so sehr verändert wie Persona 4 Golden.
Im Großen und Ganzen liegt mir Persona 5 näher am Herzen, als es Persona 4 Golden tut. Doch der Einfluss, den dieses Spiel hinterlassen hat, ist unbestreitbar.
Ich kaufte das Spiel vor genau drei Jahren, als ich es auf meiner PS Vita im PlayStation Store um die Hälfte reduziert sah. Meine Vita ist bis jetzt sowieso kaum zur Verwendung gekommen dachte ich mir und kaufte es am selben Tag noch für rund 10€. Und ohne es zu realisieren habe ich an diesem Tag eines der besten Spiele überhaupt für mickrige 10€ gekauft.
Wie sein Vorgänger ist Persona 4 Golden eine Mischung aus dem JRPG, Visual Novel und Life Simulation Genre. Als Neuankömmling im japanischen Dorf „Inaba“ sollt ihr ein Jahr lang als normaler Schüler zur Schule gehen und eurem Alltag nachgehen. Doch es wird schnell klar, dass das friedliche Dorf viel mehr unter seiner Oberfläche versteckt als man denken möchte. Es liegt nun an euch und euren Freunden, die Wahrheit hinter einer Reihe von wahrlich mysteriösen Serienmorden zu enthüllen.
Die Prämisse des Spiels ist recht simpel, aber effektiv. Das Ziel wird durchgängig verfolgt, trotzdem aber durchlebt ihr neben den waghalsigen RPG-Sektionen des Spiels auch den regulären Alltag eines japanischen Jugendlichen. Ihr trefft euch mit Freunden, erkundet das Dorf, macht euren Mofa-Führerschein und müsst für die altbekannten Schulexamen lernen. Mit dieser Mischung schafft ATLUS ein Spiel, welches einzigartig ist. Die Charaktere des Spiels sind mir schnellstens ans Herz gewachsen und es fühlte sich beim Spielen immer so an, als würde man einfach mit ein paar seiner Freunde Zeit verbringen. Persona 4 Golden brachte mich dazu, aus meiner sozialen Hülle herauszubrechen. Es zeigt mir, wie wichtig Bindungen zu den anderen Menschen dort draußen eigentlich sind. Wir sind niemals auf uns alleine gestellt, es wird immer jemanden geben, der zusammen mit uns nach der Wahrheit sucht.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Breath of the Wild ist eines der beeindruckendsten Videospiele, die in diesem Jahrzehnt veröffentlicht wurden. Der neuste Titel in der „The Legend of Zelda“-Reihe ist umstritten, was es aber auch ist, ist die purste Form eines Videospiels.
In Breath of the Wild werdet ihr nach nur wenigen Minuten sofort ins Geschehen geworfen. Es zwingt euch keine langen Tutorials oder Quests auf. Der Spieler erlebt alles zum ersten Mal, so wie Link, der am Anfang des Spiels aus einem 100 Jahre langem Schlaf erwacht. Der Spieler ist frei, sobald Link frei ist. Und dieses überwältigende Gefühl der Freiheit ist ungewohnt, gar viel zu viel auf einmal. Weil es zuvor kein einziger Entwickler auf einen so gewaltigen Grad der Freiheit angelegt hat. Die erste Szene in dem neuen Hyrule steckt mir selbst heute noch im Kopf fest. Ihr als Link begebt euch aus der dunklen, klaustrophobischen Höhle und seht die grüne, weite Welt Hyrules am Horizont, während eine wundervolle Melodie euer unvergessliches Abenteuer einleitet. Euch wird hier absolute Entscheidungsfreiheit gelassen. Ihr wollt sofort gegen Ganon antreten? Nur zu, er wartet nur auf eure Ankunft. Oder aber ihr wollt die gesamte Welt erkunden, euch für jeden Teil Hyrules Zeit lassen. Nintendo bestraft keine Spielweise, weil es hier eben keine richtige Art des Spielens gibt. Es ist euer individuelles Abenteuer und es gibt kaum jemanden auf diesem Planeten, der Breath of the Wild genauso durchgespielt hat, wie ein anderer.
Diese Freiheit spiegelt sich im Gameplay und besonders auch Hyrule wider. Das Hyrule in Breath of the Wild ist im Gegensatz zu den anderen Iterationen Hyrules eine fast leere Leinwand. Im Laufe eures Abenteuers stößt ihr auf ein paar Dörfer, doch der Großteil der Welt liegt der Natur zugrunde. Wir erleben in Breath of the Wild Hyrule in seiner natürlichsten Form, frei von den künstlichen Monumenten anderer Spezies. Dennoch birgt diese Welt eine tiefgründige und tragische Geschichte, die in den Ruinen alter Städte, Schiffe, ja sogar Schlösser vergraben ist. Breath of the Wild serviert seine Geschichte nicht auf einem riesigen, goldenen Tablett. Es belohnt die, die jede einzelne Ecke dieser wundervoll aufblühenden Welt abgrasen.
Keine andere Open World hat diesen Grad an Immersion bieten können. Link konnte jeden einzelnen Punkt dieser Welt bereisen, egal ob Vulkan oder das verfluchte Schloss Hyrule selbst. Das Klettern selbst ist ein Hauptfaktor, da uns damit alles offen steht. Breath of the Wild hat mir einige Open World-Spiele wie Horizon Zero Dawn schlichtweg versaut. Einfach aus dem Grund, dass sie mit dem Gameplay nicht annähernd so gut harmonieren wie es Link mit Hyrule tut.
Über Breath of the Wild kann man noch viel mehr Worte verlieren, es ist in der heutigen Videospielindustrie wohl eines der brillant designtesten Spiele überhaupt, in jeglicher Hinsicht. Es mag stark vom ursprünglichen „The Legend of Zelda“-Stil abweichen, doch dafür bin ich dem Spiel auf ewig dankbar.
Super Mario Odyssey
Nach dem atemberaubenden The Legend of Zelda: Breath of the Wild lieferte Nintendo mit Super Mario Odyssey direkt ein anderes Meisterwerk hinterher.
Die Super-Mario-Serie ist für ihre 2D- und 3D-Abenteuer wohl am bekanntesten. Wer hat in seiner Kindheit nicht das ein oder andere Mal Prinzessin Peach gerettet, egal ob im Weltall oder im Pilzkönigreich. Mit jedem neuen Spiel ging es an die verschiedensten Orte. Dafür bewundere ich die unterschiedlichen Teams, die alle Jahre mit den Mario-Spielen ein wunderschönes und unvergessliches Erlebnis herbeizaubern.
Super Mario Odyssey nimmt all das und stellt es auf den Kopf. Es ist sich bewusst, wofür man die Super-Mario-Spiele kennt. Es weiß, was die Spieler und Fans dieser Reihe sehen möchten. Und in Super Mario Odyssey begleiten wir den ikonischen Klempner auf eine Reise um die ganze Welt. Hierbei hat sich das Team keine Limits gesetzt. Mal ist man in New Donk City, einer Version von New York City im Mario-Universum, Mal finden wir uns in einer farbenfrohen, polygonalen Kochwelt wieder oder aber auf dem Mond. Sie leben mit Super Mario Odyssey quasi die Kreativität, die die anderen Super-Mario-Spiele so großartig macht.
Hierbei wird das Gameplay natürlich nicht vergessen, ganz im Gegenteil: es wird in den Vordergrund gestellt. Egal ob Casual oder Hardcore, dank Cappy findet hier jeder seinen Spaß. Das Spiel bietet so viele Bewegungsmöglichkeiten, wie kein andres zuvor. Wo Breath of the Wild eine Perfektion des Open World-Genres war, ist Super Mario Odyssey der Höhepunkt des Platformer-Genres. Das Abenteuer fesselt den Spieler vom Anfang bis zum Ende.
Als wäre all das nicht schon genug, so setzte sich der Producer Koizumi das Ziel, den Titel als eine Art Feier des Super-Mario-Franchises zu veröffentlichen. Man merkt regelrecht, wie sehr das Team hinter dem Spiel für das Franchise schwärmt. Als Super Mario-Fan war das New Donk Festival wohl einer der besten Gaming-Momente überhaupt.
Bevor ich zu meinem letzten Spiel komme, möchte ich noch ein paar Titel erwähnen, die es ebenso verdient hätten auf dieser Liste zu landen.
Minecraft ist ohne Zweifel das Spiel, was mich am Längsten verfolgt und beschäftigt. Mit diesem Spiel hab ich etliche Stunden meiner Jugend verbracht, egal ob ich mit Freunden auf Servern gespielt habe oder völlig allein die Welt erkundete. Es ist erstaunlich, wie lange das Spiel sich nun schon hält, aber überraschen tut es mich nicht. Minecraft ruft dazu auf seine Kreativität spielen zu lassen. Wenn ihr es euch vorstellen könnt, könnt ihr es in Minecraft zur Wirklichkeit werden lassen. Das Spiel setzt euch keine Grenzen und dafür wird es für immer in meinem Herzen einen besonderen Platz haben.
Ein Spiel, welches es genauso verdient hätte ist Undertale. Undertale ist so brillant, dass man es kaum beschreiben kann. Einerseits ist es ein wundervolles Spiel, welches eine herzerwärmende Welt, Charaktere und Geschichte erschafft. In einer der heutigen Landschaft der Videospielindustrie ist es ein Wunder, dass Undertale überhaupt so erfolgreich werden konnte. Toby Fox hat mit dem kleinen Indie-Titel etwas erschaffen das wahrlich einzigartig ist. Wie der Protagonist werdet ihr in diese charmante Welt hineingeworfen. Was anfangs gefährlich scheint, entpuppt sich als harmlos, gar freundlich. Als Mensch lernt ihr die Welt der verbannten Monster kennen und merkt, dass diese sich eigentlich nicht so stark von uns Menschen unterscheiden. Euch wird die freie Wahl gelassen: verschonen oder töten? Das Spiel schreibt euch nicht vor, wie ihr handeln sollt. Aber die Welt reagiert auf eure Spielweise, zu einem solchen Grad, dass ihr eure Taten bereut oder lobt. Undertale steht für mich als das beste Indie-Spiel dieser Generation und ich kann es kaum erwarten, Deltarune zu spielen. Toby Fox ist eine wahrhafte Inspiration. Dass er von null, völlig allein eines der kreativsten und wichtigsten Spiele dieser Dekade kreiert hat, ist faszinierend.
Danganronpa V3
Danganronpa V3 ist bewusst das letzte Spiel auf dieser kleinen Liste. Es ist nicht nur mein Lieblingsspiel dieses Jahrzehnts, es trägt ebenfalls den Titel meines Lieblingsspiels überhaupt.
Alle drei Titel in der Danganronpa-Reihe handeln von Schülern, die sich gezwungen sehen, an einem Killing Game teilzunehmen. Im Verlaufe dessen lernen wir die verschiedensten Charaktere kennen, die alle eine besondere Fähigkeit haben, die sie ausmacht. Danganronpa und Danganronpa 2 sind mir, wie V3, auch ans Herz gewachsen. Diese Spiele schaffen es, die perfekte Mischung aus Visual Novel und Gameplay zu finden. Beim Spielen wird euch nie langweilig und ich habe kein Spiel gespielt, welches mich so sehr gepackt hat, wie Danganronpa.
Danganronpa V3 ist jedoch der Höhepunkt und krönende Abschluss der Killing Game-Hysterie. Alleine im ersten Kapitel werden die Schüler so aufgebaut und vorgestellt, dass sie einem alle ans Herz wachsen. Umso mehr tut es dann also weh, wenn sie das Zeitliche segnen. Bereits das erste Kapitel ist aufregend, herzzerreißend und deprimierend. Unsere Erwartungen werden im ersten Kapitel völlig auf den Kopf gestellt und man weiß nie, was uns als Nächstes auflauert.
Wo es sich allerdings von den anderen Titeln abhebt, ist das letzte Kapitel des Spiels. Das Ende ist das „Magnum Opus“ des Danganronpa Teams. Hier wird all das, was ihr wisst, herausgefunden und gelernt habt komplett zerstört. Und obwohl es als sehr kontrovers gilt, ist es auch heute noch das beste Videospiel-Ende überhaupt. Nicht nur wird die Geschichte, welche wir seit etlichen Jahren verfolgt haben, beendet. Kazutaka Kodaka übermittelt mit dem Ende eine Message, die ich auch heute so unterstütze, welche ich heute noch lebe.
Ich empfehle es jedem wärmstens, in die Danganronpa-Reihe einzutauchen. Obwohl die Reihe eine recht breite Masse an Fans hat, versteckt sich das Franchise doch noch in der Nische unserer Industrie.
Und schon steht uns ein neues Jahrzehnt vor und damit auch eine neue Generation. Dieses Jahr könnte eines der größten Jahre für unsere Branche werden. Die zwei Kolosse Sony und Microsoft bringen brandneue Konsolen auf den Markt und Nintendo liefert mit erstklassiger Software ab. Ich wünsche euch allen ein schönes Jahr und hoffentlich spielt ihr Spiele, die euch im Geiste wie auch im Herzen bleiben.
If fiction has the power to touch people’s hearts, then that power can change the world!