Dass ein rasantes Actionspiel nicht nur aus einfachem Button Mashing bestehen muss, sondern durch kreative Gameplay-Elemente auch länger unterhalten kann, hat Platinum Games in der Vergangenheit bereits bewiesen. In unseren Reviews zu Bayonetta und Nier Automata könnt ihr unsere Begeisterung für die letzten großen Titel der japanischen Spieleschmiede nachlesen. Zum Anfang des Jahres hat man das Nintendo Switch Exklusivspiel Astral Chain angekündigt, welches ebenfalls mit einem eigenen Stil und schneller Action überzeugen soll. Ob uns Platinum Games hier eine weitere Perle lieferte oder nur die Wartezeit zu Bayonetta 3 verkürzen möchte, wollen wir uns einmal anschauen.
Die Arche – der letzte Zufluchtsort
In einer dystopischen Zukunft befindet sich die Menschheit am Rande der Existenz. Durch Portale in die Astralebene kamen interdimensionale Wesen , Chimären genannt, auf die Erde und sorgten für Zerstörung und Verzweiflung. Die letzten Hinterbliebenen verweilen nun auf einer künstlich erschaffenen Insel und schufen mit der „Arche“ eine riesige Stadt, in der die Menschheit so gut es geht versucht zu überleben. Yoseph Calvert, einer der klügsten Wissenschaftler, hat es sich zur Aufgabe gemacht die Welt zu befreien und dazu die Legionen erschaffen. Die Legionen sind gefangene Chimären, die mit einer psychischen Verbindung zu Ihren Trägern im Kampf gegen die Chimären aushelfen sollen.
In Astral Chain spielt ihr einen der beiden Zwillinge, die verhältnismäßig jung als Geschwisterpaar von der Archenpolizei rekrutiert werden. Ihr zeigt dabei eine überdurchschnittlich hohe Begabung im Umgang mit den Legionen und werdet direkt auf Einsätze geschickt, um Chimären zu besiegen oder Portale in die Astralebene zu schließen. Als eine Mission sich härter erweist als angenommen und die Polizei einige Verluste hinnehmen musste, seid ihr als Spieler die einzige Person mit einer Legion und die letzte Hoffnung der Menschheit. Zeitgleich taucht mit Jena Anderson eine gesuchte Verbrecherin, die wohl hinter den letzten Angriffen der Chimären stecken soll.
Feuer mit Feuer bekämpfen
Das Gameplay zeigt sich dadurch aus, dass ihr neben eurem Charakter auch euren Legionen steuern könnt, der euch nicht nur im Kampf, sondern auch in der Interaktion mit eurer Umgebung aushilft. Die Legionen könnt ihr durch gesammelte Gencodes nicht nur stärker werden lassen, sondern auch Fähigkeiten zuweisen, die euch auch als Spieler aushelfen könnt. Da die Legionen durch die „Astral Chain“ mit euch verbunden sind, habt ihr auch nur eine festgelegte Reichweite, in der ihr sie steuern könnt. Diverse Fähigkeiten erlauben es euch aber, die Kette zu verlängern und geben euch somit mehr Möglichkeiten. Neben dem normalen Kämpfen könnt ihr eure Legionen zum überqueren beziehungsweise beseitigen von Hindernissen nutzen.
Die Polizeistation ist eure Anlaufstelle wenn es um das Ausrüsten oder Vorbereiten zwischen den Missionen geht. Natürlich seid ihr häufig auch in der Stadt oder in der Astralebene unterwegs. Dort konfrontiert man euch mit kleinen Nebenaufgaben oder Rätsel die es zu lösen gilt. Frei erkunden lässt euch das Spiel dabei nur in Grenzen. Wenn ihr ein Kapitel startet und die Polizeistation verlässt, dann solltet ihr sicher gehen, jede verfügbare Nebenmission erledigt zu haben. Sobald ihr in der Stadt oder der Astralebene seid, könnt ihr nicht zurückkehren. Dank den in der Spielwelt verteilten Automaten und Truhen, findet ihr jedoch stets genug Möglichkeiten euch zu versorgen. Am Ende eines Kapitels wird euch, wie man es zum Beispiel von Bayonetta kennt, eine Bewertung zugeteilt, die eure Belohnung (Geld, Erfahrungspunkte, Gencodes) beeinflusst. Eine gute Bewertung kriegt ihr dann meistens, wenn ihr eure Fähigkeiten und Interaktion mit den Legionen kreativ kombiniert.
Fazit
Das Kampfsystem ist offensichtlich das Herzstück des Spiels. Durch die Kombination von normalen Angriffen, Fähigkeiten eurer Legionen und das Nutzen der Astralkette, um euch an Gegner ranzuziehen oder diese zu immobilisieren, macht nicht nur unfassbar Spaß, sondern sieht auch sehr stylisch aus. Das steuern von zwei Figuren gleichzeitig mag am Anfang ungewohnt wirkt, ist dank den Schnellkommandos schnell erlernt und keine Hürde im Spielfluss. Platinum Games gibt euch sogar die Möglichkeit das Geschehen im Koop zu erleben, indem ein Joy-Con dem Spieler und der andere dem Legionen zugeordnet wird. Für wen die Steuerung zuviel wird, der kann im „Entfesselt“-Schwierigkeitsgrad die Kämpfe automatisch laufen lassen. Zwar ist die Geschichte die erzählt wird kein Meisterwerk und hat teils vorhersehbare Wendungen, dennoch bietet sie genug Tiefe und stellt die richtigen Fragen, um euch an der Stange zu halten. Da einige Missionen beim ersten Mal spielen nicht zu 100% erkundet werden können, bietet Astral Chain, gerade durch die Auswahl an so unterschiedlichen Legionen und Spielstilen, einen enormen Wiederspielwert. Natürlich darf man hier kein Epos auf dem Level von Nier Automata erwarten, dennoch schafft Platinum mit Astral Chain eine neue und frische IP. die alles richtig macht.