Bevor Videospiele mit den Heimkonsolen tausende von Haushalten unsicher gemacht haben, siedelten sie sich in den altbekannten Arcades ein. Prügelspiele wie Street Fighter, Virtua Fighter, Tekken und Fighting Vipers regierten damals die Spielhäuser, doch ein Entwickler stich zu dieser Zeit besonders heraus. Die Shin Nihon Kikaku Corporation, besser bekannt als SNK, erschuf das eine erfolgreiche Spiel nach dem anderen. Dazu gehören legendäre Serien wie King of Fighters, welche vor einigen Jahren ihr großes Comeback auf Konsolen feierte, Fatal Fury, aber besonders auch Samurai Shodown. Mit dem neuen Samurai Shodown-Titlel kehrt eine heißersehnte und beliebte Kampfserie zurück auf die Konsolen, doch kann der neue Teil der Reihe heutigen Standards gerecht werden?
Kämpfer aus aller Welt!
Wie der Name vielleicht schon verrät fokussiert sich Samurai Shodown, im Gegensatz zu den meisten anderen Prügelspielen, auf den nervenaufreibenden Nahkampf mit jeglichen Schwertern. Dabei spielt Samurai Shodown im Jahre 1787, in Japans Kansei-Ära. Lasst euch aber nicht täuschen, denn die Charakterauswahl bietet mit insgesamt 16 Kämpfern reichlich Vielfalt. Beispielsweise gibt es mit Haohmaru den typischen Samurai, der sein Katana für die Gerechtigkeit führt, doch neben Haohmaru gibt es noch eine bunte Auswahl an Charakteren.
Einige Figuren benutzen zusätzlich zu ihrer Klinge noch tierische Freunde. Hier kämpft die kleine, aber flinke, Nakoruru zusammen mit ihrem Adler, oder aber Galford, welcher nie ohne seinen treuen Wolf in den Kampf geht. Auch an der Waffenfront ist für jeden etwas dabei. Sei es ein klassisches Katana, ein Schild oder das obskure Kusarigama. Das Spiel repräsentiert aber auch Charaktere unterschiedlicher Nationalitäten, wie Street Fighter es zum Beispiel schon oft getan hat. Dabei fallen Kämpfer wie Charlotte und Darli Dagger besonders auf, welche der Kämpferriege ihren eigenen, besonderen Touch beigeben. Hierbei stört die größe der Charakterauswahl auch kaum, da alle 16 Kämpfer sich wirklich besonders, unterschiedlich und ausgearbeitet anfühlen.
Taktisches Denken ist gefragt
Samurai Shodown ist, im Vergleich zu anderen, aktuellen Prügelspielen wie Dragon Ball FighterZ, Street Fighter 5 und Super Smash Bros. Ultimate, nicht so einsteigerfreundlich wie man denken könnte. Beim ersten Starten fällt sofort der Tutorial-Modus in die Augen, welcher eine riesige Hilfe beim Lernen der Mechaniken des Spiels ist. Das Spiel bringt euch alles bei, sei es stupide Steuerung wie die Bewegung eures Charakteres bis zu Kontern, Entwaffnungen und dem Parieren gegnerischer Angriffe. Samurai Shodown bietet einzigartiges Gameplay, das man so heutzutage nicht wiederfindet. Viele Prügelspieler der aktuellen Generation setzen auf schnelles und explosives Gameplay, während Samurai Shodown den Spieler zum taktischen Denken auffordert. Man kann mit seiner Klinge selbstverständlich wild um sich herum schwingen, doch man wird schnell realisieren, dass ein erfahrener Gegner die kleinen Lücken finden wird, um dann anzugreifen, wenn es am effektivsten ist.
Jeder Charakter verfügt, wie üblich, über einzigartige Spezialattacken, allerdings gibt es diese in verschiedenen Variationen. Ihr könnt euch entscheiden, ob eine Attacke in leichter, mittlerer oder schwerer Variante ausgeführt werden soll, und jede einzelne Version einer Attacke bietet eigene Vor- und Nachteile. So machen schwere Attacke zum Beispiel mehr Schaden, nehmen aber auch mehr Zeit in Anspruch. Mit diesen Optionen werden viele Kombomöglichkeiten geboten, welche ihr ausgiebig im Trainingmodus ausprobieren könnt. Zusätzlich gibt es Stellungsbrüche, verschiedene Wege, um gegnerische Hiebe abzuwehren, Entwaffnungen, Schwertkollisionen und Klingenfänge, welche das Gameplay von Samurai Shodown so spannend und ergreifend machen. Entwaffnungen haben mich hier am meisten fasziniert, da dem Spieler zwei Movesets geboten werden, eins mit seiner treuen Waffe und eins ohne. Dieser Aspekt spendiert den Kämpfen einen Großteil seiner Spannung und das Gefühl, einen Gegner zu entwaffnen, ist einfach ein Spaß. Auch hier findet man die üblichen Spezial-Moves wieder, die aber dank dem wundervollen Artstyle atemberaubenden aussehen.
Ein pures Feuerwerk für die Augen
Eine der größten Stärken von Kampfspielen ist der Artstyle. Der Artstlye eines Spiels kann alles entscheiden, das trifft aber vor allem bei Kampfspielen zu. Vor nun über einem Jahr erschien das unvergleichliche Kampfspiel Dragon Ball FighterZ, welches das Genre mit seinem knackigen Artstyle polarisierte. Samurai Shodown lässt sich an dieser Front ebenfalls nicht Lumpen. Der Artstyle spiegelt das feudale Japan und die brutalen Schwertkämpfe wundervolll wieder und ist definitiv ein Augenschmaus, der sich blicken lassen kann. Sei es Genjuro, bei dem man in seinen schonungslosem Kampfstil mehrere japanische Hanafuda-Karten wiederfinden kann oder Darli Dagger, die mit ihrer mächtigen Klinge Wasser freisetzt. Die Thematik und das Setting lässt sich tatsächlich in den Menüs, im Soundtrack und vor allem in den einzelnen Angriffen der Kämpfer wiederfinden, was die Kämpfe spektakulärer und eindrucksvoller macht. Dabei sind die insgesamt 13 Schauorte eine monumentale Hilfe. Kämpfe können im Theater, in einem Feld mit blutrotem Himmel oder in einer atemberaubenden japanischen Landschaft ausgetragen werden.
Dem Spieler werden viele Einstellungsmöglichkeiten geboten. So könnt ihr zum Beispiel selber entscheiden, ob ihr während den Kämpfen Blut sehen wollt, wie lang die Runden sein sollen, wie viele Runden es in einem Match geben soll, wie stark die CPUs sind usw., was natürlich großartig für Spieler ist, die nach einer Herausforderung suchen, oder einfach mal ein bisschen abschalten wollen. Außerdem könnt ihr die Geräuschkulisse selber regulieren. An der Einzelspieler-Front lässt Samurai Shodown aber leider einiges zu Wünschen übrig. Man kann zwischen dem Story-Modus, dem Dojo und den verschiedenen Kampf-Modi entscheiden. Im Story-Modus begebt ihr euch in die Geschichte der einzelnen Kämpfer. Somit gibt es also insgesamt 16 Wege, die ihr einschlagen könnt. Allerdings sind diese Kurzgeschichten nicht wirklich interessant oder packend.
Eintönige, langweilige und monotone Herausforderungen
Die Kampagne der Kämpfer folgt derselben Struktur. Anfangs wird man der Welt und der Situation, in der sich der Charakter befindet, eingeführt. Daraufhin kämpft man sich durch lose CPU-Kämpfe, die kaum etwas mit der Geschichte des Charakters zu tun haben. Zwischendrin sieht man noch ein paar Zwischensequenzen, die man aber bei allen anderen Kämpfern auch sieht. Zum Schluss geht es dann noch gegen einen letzten Bosskampf, welcher der letzte Kampf in jeder Route ist. Die Zwischensequenzen sind schön anzusehen und die unterschiedlichen Prologe und Epiloge werden mit hübschen Bildern und Animationen unterstützt, doch dafür lohnt es sich nicht, mit allen 16 Charakteren durch die monotonen und ermüdendenden Kämpfe zu gehen. Insgesamt dauert ein Durchgang ca. eine halbe Stunde, somit kommt man dann auf ungefähr acht Stunden Story, doch ich hätte mich hier viel mehr über eine zusammenhängende und aufregende Story gefreut, als über diesen Arcade ähnlichen Modus.
Die anderen Einzelspieler-Modi scheitern leider auch. Samurai Shodown bietet „Versus“, „Herausforderungen“, „Überleben“ und „Prüfung auf Zeit“. Versus ist ein klassischer Eins gegen Eins-Modus, egal ob mit CPUs oder gegen Freunde. In „Herausforderung“ kämpft man gegen alle Kämpfer des Spiels. Der Überlebens-Modus stellt euch gegen unzählige CPUs und „Prüfung auf Zeit“ lässt, wie der Name schon verrät, so viele CPUs wie Möglich in einer bestimmten Zeitspanne gegen euch antreten. An sich sind die Modi nicht schlecht, allerdings gibt es zu wenig, was sie von einander unterscheidet. Im Grundaufbau ähneln die Modi sich leider zu sehr, und nach einmaligem Spielen habe ich sie auch nicht mehr angefasst. Das Dojo sticht von den monotonen Einzelspieler-Modi besonders heraus, da man hier gegen CPU-Geister von anderen Spielern kämpft. Diese passen sich dem eigenen Kampfstil an, was jeden Kampf somit spielenswert macht. Das Spiel beschreibt diesen Modus selbst als „asynchronen Online-Kampfmodus“ und ich bin sehr erstaunt, wie gut der Modus funktioniert. Einen solchen Modus gibt es bisher noch nicht und SNK hat ihn hier schon fast perfektioniert. Es dient als gute Übung, falls man mal nicht online gegen andere Spieler kämpfen will, oder gegen stupide CPUs.
Online kann man sich zwischen „freiem“ und „gewertetem“ Spiel entscheiden. Im freien Spiel kann man eigene Räume erstellen, die bis zu zehn Spieler behausen können. Im Ranglisten Kampf hingegen geht man in einen eins gegen eins Kampf gegen jegliche Spieler, hier kann man sich anfangs selber einschätzen, um Spieler zu erhalten, die ähnliche Einstellungen gewählt haben. Samurai Shodown läuft auf der PlayStaton 4 in flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, wie es sich für ein Kampfspiel gehört.
Samurai Shodown ist auf der PlayStation 4 und Xbox One erhältlich.